52.

Jahne kehrte in ihr Haus zurück. Ein leeres Haus. Unpersönlich. Die neuen Folgen von Three for the Road würden kein Spaziergang werden. Jahne litt unter der Arbeitslast. Zudem bedrückte sie die Einsamkeit. Denn Sam hatte mit der Bearbeitung des Films so viel zu tun wie sie mit der Serie. Tagsüber sah Jahne ihn nicht, nur abends. Jahne erlebte das wie einen Alptraum. Zwar hatte Sam verlangt, sie solle ihm vertrauen, was das Drehbuch, ihre Rolle, seine Treue und Liebe anlangte. Doch das gelang ihr immer schlechter. Jede Nacht fühlte sie sich wie auf dem Prüfstand.

An diesem Abend hatte Sam versprochen, in jedem Fall zu kommen, wenn auch etwas später. Sie deckte den Tisch, stellte hin, was die Haushälterin vorbereitet hatte.

Schließlich aß sie etwas Salat und Quark, duschte und ging zu Bett. Sie wollte den Rest ihres Abendessens mit Sam zusammen einnehmen. Die Katze sprang schnurrend aufs Bett und machte es sich in Jahnes Armbeuge bequem.

Sehr viel später wachte Jahne auf. Sie schob die Katze fort und stand auf. Unwillkürlich dachte Jahne, daß es immer so anfing: abendliche Verspätungen, Lügen, Streit, Vorwürfe und Leugnen. Töricht, etwas anders zu erwarten. Sam hielt eben nichts von Treue.

Obwohl Jahne Sam kannte, hatte sie sich gegen den Rat ihres Agenten auf dieses Filmabenteuer eingelassen, hatte sich Marty DiGennaro zum Feind gemacht, Monica Flanders und Sy Ortis. Kurz, sie hatte ihre Karriere zerstört.

Sie sah sich in dem dunklen Wohnzimmer um. Es war wie ein Grab. Sie haßte dieses Haus. Trotz der Sicherheit, trotz der Alarmsysteme fühlte sie sich hier als Zielscheibe.

Im Eßzimmer welkte der Salat auf den Tellern. Fröstelnd setzte Jahne sich auf die Couch. Die Zeit verstrich langsam.

Plötzlich hörte sie ihn. Regungslos blieb sie sitzen. Er rief leise ihren Namen, sah im Schlafzimmer nach, dann in der Küche. Endlich fand er sie.

»Ach, hier bist du! Tut mir leid, daß es so spät geworden ist.« Er wirkte verhärmt. Die dunklen Ringe unter seinen Augen traten schärfer hervor. »Warum sitzt du im Dunkeln? Du bist wütend, hab ich recht?«

»Du kommst Stunden zu spät, hast nicht angerufen und fragst, ob ich wütend bin?«

»Tut mir leid, Baby. Ich hab vergessen, vom Büro aus anzurufen. Schließlich dachte ich mir, daß ich ja ohnehin gleich da bin. Ich weiß, das war gedankenlos. Dafür entschuldige ich mich. Aber wir hatten ja nichts Besonderes vor.«

Sie stand auf. »Nein, wir hatten nichts Besonderes vor. Wir wollten nur zusammen zu Abend essen und uns lieben. Für so was lohnt es kaum, zu Hause anzurufen. Das Essen ist auch ungenießbar geworden.«

»Das macht nichts. Ich habe mit April gegessen.« Er merkte sofort, daß er das besser nicht erwähnt hätte. »Jahne, du begreifst nicht, unter welchem Druck ich stehe. Es ist nicht leicht, diesen Film so hinzubekommen, wie wir uns das beide wünschen. Ich muß mich mit April gut stellen. Es gibt sehr viel zu besprechen.«

»Was hast du denn sonst noch mit April gemacht? Am besten legst du die Karten offen auf den Tisch. Du spielst nämlich nicht Patience. Bei diesem Spiel sind zumindest zwei beteiligt. Oder wird es ein Spiel zu dritt?«

»Herrgott, Jahne, April ist die Produzentin. Verstehst du das nicht?«

»Verstehst du nicht, daß ich weder dumm noch blind bin? Diesmal werde ich die Augen nicht schließen, während du mich demütigst.« Sie brach ab. Denn Sam hatte Jahne Moore nie gedemütigt. Er hatte Mary Jane Moran blamiert. Sie ging zu dem Panoramafenster und starrte in die Dunkelheit. Er trat hinter sie. Doch sie wandte sich nicht zu ihm um.

»Wann hätte ich dich je angelogen oder gedemütigt?« fragte er gekränkt.

»Sag bloß, daß du nicht mit April Irons geschlafen hast.« »Jahne, das war vor langer Zeit.«

»Wann genau? Wann fing das an?«

»Bei meinem ersten Besuch in L.A. Sie versuchte, Jack and Jill zu kaufen, und ich zögerte, weil ich die Regie haben wollte.«

Bei seinem ersten Flug nach L.A.! Da hatte er noch mit Mary Jane in New York ein Verhältnis gehabt. Jahne erinnerte sich an seine Anrufe und fragte sich jetzt, ob er sie von Aprils Haus aus angerufen hatte.

»Scheinbar hast du nicht lang gezögert.«

»Es war eine schwierige Situation für mich, Jahne. Ich wollte das Stück zwar verkaufen, aber ich wollte auch die Regie führen und für jemanden eine Rolle darin bekommen. Ich habe einige Punkte für mich verbuchen können, andere nicht. Wir haben den Deal im Bett besiegelt. In einer Art Hochstimmung. Mir stiegen die Limousinen, die Palmen, die Lobhudelei zu Kopf. Ich glaubte, der Nabel der Welt zu sein. Zum erstenmal wurde ich umworben. Wahrscheinlich dachte ich auch, so eine Affäre werde mir noch mehr Einfluß verschaffen. Darin irrte ich mich.«

Während Sam zwischen L.A. und New York hin- und herpendelte, während er mich tröstete, hat er mit April Irons geschlafen. Er hat mich bedauert, aber seinen Deal im Bett mit ihr besiegelt. Er hat seinen Jet-lag als Ausrede benutzt, um Sex mit mir zu vermeiden. Und ich habe mir Vorwürfe gemacht!

Am liebsten hätte sie ihn ins Gesicht geschlagen. Doch wie hätte sie die Schläge erklären sollen?

»Geh«, flüsterte sie nur. »Verlaß mein Haus.«

Die schoenen Hyaenen
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